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Testbuch aus der Martini-Buchbindereimaschinenfabrik


In der Martini Buchbindereimaschinenfabrik in Felben-Wellhausen fanden viele Dorfbewohner eine Anstellung, teilweise ihr ganzes Arbeitsleben lang.

In den 1860er-Jahren wurde der ursprünglich aus Ungarn stammende Friedrich Teilhaber der Firma «Martini & Tanner». Nebst Falz- und Heftmaschinen wurden später Stickereimaschinen, gepresste Eisenwaren und Gewehre produziert. Die Gewehre, das Martini-Henry-Gewehr und der Martini-Stutzer wurden international bekannt. Anfangs des 20. Jahrhunderts kam die Fabrikation von Automobilen dazu. 1890 wurde die Herstellung von Fadenheftmaschinen aufgenommen: Ab 1922 erfolgte die Spezialisierung auf die Buchbinderei; ab 1950 folgte die Konstruktion von Klebebindemaschinen. 1969 erfolgte der Zusammenschluss mit der GRAPHA Hans Müller AG aus Zofingen, wo sich mittlerweile der Firmensitz befindet. 1972 erhält die Firmengruppe einen neuen Namen: Müller Martini.

Die Tochter zweier Angestellter in der Martini erinnert sich an den Arbeitsalltag ihrer Eltern in Felben-Wellhausen:

«In der Martini arbeiteten meine Eltern, zwei meiner Onkel und später einer meiner Brüder. Mama putzte die Garderoben der Fabrikarbeiter für zwei Franken in der Stunde. Die Monteure kamen heim und kehrten das ‹Übergwändli› in der Garderobe. Mama brachte mir viele ausländische Münzen, die durch den hölzernen Schuhrost fielen und liegen blieben.

Papa brachte uns Bücher nach Hause, deren Seiten noch aufgeschnitten werden mussten. Beim Lesen bemerkte man dann, dass ein ganzer Bund fehlte. Das konnte sehr ärgerlich sein. Wir sammelten als Kinder vieles. Papa brachte uns auch leere Blätter und Blindbände. Die waren ideal für uns Kinder, zum Beispiel um die Zündholzbriefchensammlung einzukleben.

Der eine Onkel machte die Rekrutenschule während des 2. Weltkrieges als Sanitätssoldat. Nach seiner Anstellung in der Martini, als Anreisser (er kerbte Locher ins Metall, dort wo ein Loch gebohrt werden musste) stand er auch als Werksanitäter zur Verfügung. Seine Spezialität war das ‹Nägel aufbohren›. Hatte jemand einen Finger eingeklemmt, bohrte er mit einer kleinen Bohrmaschine ein Loch in den Fingernagel, damit das Blut austreten konnte und der Schmerz einigermassen erträglich wurde.»

Unten die Abbildung eines Testbuchs, wohl aus den 1960er-Jahren. Solche Halbfabrikate dienten bei Martini dazu, die Buchbindereimaschinen in ihrer Funktion und Produktion zu testen. Die Gaze wurde beim Heftvorgang der Fadenheftmaschine mitangenäht und diente der Stabilität des Buches. Weitere Bilder: Der Onkel bei seiner Tätigkeit als Anreisser sowie bei seinem 25-jährigen Arbeitsjubiläum bei Martini, 1977. Familienangehörige beim Betrachten einer Fadenheftmaschine, Besuchstag in der Martini, 1950er-Jahren.

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